Wie Lisa Batiashvili durch die Corona-Krise kommt - Dienstagabend gibt die Geigerin ein Konzert bei Audi

Donaukurier

Donaukurier

“Es könnte so viel schlimmer sein”, sagt Lisa Batiashvili und lacht. Die in Georgien geborene Geigerin ist bemüht, dem neuartigen Corona-Virus mit Gelassenheit zu begegnen. “Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich eine Familie habe und nicht alleine in einer Wohnung sitzen muss. ”

Mit “Familie” meint sie ihren Ehemann, den Oboisten François Leleux, sowie Tochter und Sohn. Sie leben in München. Der Krise kann Batiashvili durchaus etwas Positives abgewinnen: “Jedenfalls erleben unsere Kinder in dieser Situation einen normaleren Tagesablauf mit weniger Stress und mehr Zeit zusammen. Gleichzeitig vermissen mein Mann und ich unser Publikum sehr. ”

Seit 2019 leitet sie die Audi-Sommerkonzerte. Dieses Jahr soll eigentlich groß gefeiert werden. Immerhin wird die sommerliche Reihe dreißig Jahre alt, aber: Wegen des neuartigen Corona-Virus bleibt vorerst alles offen. “Was für uns sehr schwer ist, das ist die gegenwärtige Ausweglosigkeit: Weil man nicht weiß, wann genau wieder Normalität einkehren wird. ”

Ist es gegenwärtig ein Vorteil, künstlerisch aktiv zu sein? “Wir Musiker haben das Glück, dass wir seit unserer Kindheit – egal, was in der Außenwelt passiert – diese Disziplin haben, jeden Morgen aufzustehen und an unserem Instrument zu üben”, so Batiashvili. “Dadurch sind wir auch in dieser Zeit fähig, trotzdem weiterzuarbeiten. ” Diese Haltung versucht sie ihren Kindern zu vermitteln.”Ich erkläre ihnen, dass zu Hause sein nicht heißt, vor dem Fernsehen zu hocken oder im Internet zu surfen. Es geht darum, dass man sich Aufgaben stellt – kleine, jeden Tag. ” Für Batiashvili ist das privat eine Herausforderung. “Unsere Kinder sind nicht mehr klein, sondern 11 und 15 Jahre alt. Ich muss sie zwar nicht ständig unterhalten, sie sind selbstständig, aber: Es ist schwer, nicht aus dem Rhythmus herauszukommen. ”

Auch die Maßnahmen waren anfangs schwer. In Bayern sind sie vergleichsweise streng. Durch München ist sogar Polizei und Feuerwehr gekurvt, mit Durchsagen. “Ja, das war tatsächlich sehr merkwürdig und apokalyptisch”, sagt Batiashvili. “Meine Kinder empfanden das wie in Kriegszeiten und fragten mich aus, wie es früher war. ” Für eine kurze Zeit hat sie dafür Verständnis: Damit alle mitmachen.

“Wir alle wollen ja diese Corona-Krise so schnell wie möglich hinter uns lassen. Manchmal muss man da auch in unserer liberalen Welt so etwas akzeptieren. ” Umso wichtiger ist es ihr, einen eigenen Beitrag zu leisten: für die ganze Gesellschaft. Deswegen stemmt Batiashvili am 14. April ein “Audi-Solidaritätskonzert”, das live im Internet übertragen wird. Neben den Batiashvilis wirken der Bratschist Jano Lisboa, die Geigerin Sarah Christian und der Cellist Maximilian Hornung mit.

Natürlich gilt der Mindestabstand. Ansonsten soll mit Bach, Mozart, Beethoven sowie Sulchan Zinzadse Dankbarkeit ausgedrückt und etwas Zuversicht gespendet werden. “Wir hoffen, dass wir auch etwas für die Pflegekräfte tun können – eine kleine Freude. Sie sind generell so wichtig für unsere Gesellschaft und trotzdem total unterbezahlt. ” Gleichzeitig glaubt Batiashvili fest an eine Zeit nach Corona. “Eine Gesellschaft kann nicht einfach monatelang passiv bleiben. Das ist gesellschaftlich, psychisch, kulturell und wirtschaftlich ein ganz schwerer Schlag, wenn die Menschen gar nichts mehr machen können. Von daher bin ich davon überzeugt, dass man eine Lösung finden wird. Diese Zeit ist eine schwere Prüfung – für uns alle. “